Vortrag "60 Jahre Jazz an der HoLa Teil 2 - 8.Nov. 2016

 

Knut Kiesewetter FriendsKnut Kiesewetter & Friends

EINLADUNG ZUM VORTRAG

„60 Jahre Jazz an der Hohen Landesschule Hanau – 2. Teil – Jazz in Frankfurt (+Hessischer Rundfunk)“

Dienstag, 8. November 2016, 19 Uhr, Philipp-Ludwig-Forum, Hohe Landesschule, Alter Rückinger Weg 53, 63452 Hanau

Referent: Gustl Mayer, Saxophonist und Redakteur a.D. beim Hessischen Rundfunk

In Kooperation mit Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V., Hohe Landesschule in Hanau und Interessengemeinschaft Hanauer Altstadt e.V.

Ausführliche Informationen erhalten Sie in unserem Flyer >>Hier<<


Bericht vom Vortragsabend

Ein Schatzkästlein voller Jazz-Anekdoten

Für den zweiten Vortrag der neunteiligen IGHA-Veranstaltungsreihe „60 Jahre Jazz an der Hohen Landesschule“ öffnete der bekannte Frankfurter Saxophonist Gustl Mayer sein Schatzkästchen voller Anekdoten über die Jazzentwicklung in der Rhein-Main-Region. Der 80-jährige Mayer, selbst bester Zeitzeuge, berichtete in launischer Manier zunächst über die beiden Frankfurter Protagonisten Carlo Bohländer und Horst Lippmann. Carlo, nicht nur als Trompeter sondern auch als „Jazz-Polizei“ in der jungen Bundesrepublik bestens bekannt,  erprobte an Gustl seine pädagogischen Fähigkeiten in Sachen Harmonielehre und Gustl war ein geduldiger und erfolgreicher Schüler des deutschen Jazz-Papstes. Gemeinsam spielten sie in den ersten Nachkriegsjahren in den Jazzclubs (Jazzkeller, Hütten & Sie Bar, Storyville), die Carlo selbst gegründet hatte und heute noch z.T. existieren. Der Zweite, der im Grunde der erste Jazzpionier war, Horst Lippmann, veranstaltete in der elterlichen Gastronomie in Frankfurt bereits während des Krieges Tanzabende mit Swing-Musik, die zwar aus amerikanischer Feder stammte, aber mit deutschen Titeln versehen wurden, um die NS-Aufseher besser täuschen zu können. Er gründete mit Olaf Hudtwalker und Günter Boas den Hotclub Frankfurt. In der Kriegszeit verschickte Lippmann Informationen über die „moderne Tanzmusik“ an seine Freunde an die Front. Nach dem Krieg holte Horst große Bigbands aus den USA nach Frankfurt wie Count Basie, Duke Ellington, Stan Kenton, Woody Herman, Lester Young, Coleman Hawkins, Buddy Rich, Ben Webster, Roy Eldridge, Oscar Peterson, Ray Brown, Hank Jones, Louis Armstrong, Ella Fitzgerald und Billie Holiday. Lippmann wuchs mit den berühmten Musiker-Namen als Konzertagent und gründete mit Fritz Rau die legendäre Konzert-Agentur „Lippmann & Rau“.

Das alle Altersstufen umfassende große Auditorium konnte im Philipp-Ludwig-Forum der Hohen Landesschule in Hanau einen vitalen und humorvollen Referenten erleben, der mit listigen Augen und einem Schmunzeln die Mundwinkel seiner Zuhörer lächeln ließ. Gustl Mayer kannte alle Schwänke vor und hinter den Kulissen und kam mit seinen Geschichten auch bei den anwesenden jugendlichen Schülern bestens an. Authentisch beschrieb er die Nachkriegsentwicklung der Frankfurter Jazzszene, die durch den amerikanischen Nachrichtensender AFN, die große amerikanische Militär-Gemeinde sowie durch den Hessischen Rundfunk an Bedeutung gewann und Frankfurt schließlich als deutsche Hauptstadt des Jazz bezeichnet wurde. Der Frankfurter Jazzkeller hatte eine feste Formation, die immer donnerstags spielte – die „Two Beat Stompers“. Ansonsten wurde moderner Jazz mit den Mangelsdorffs, Emil und Albert, Jutta Hipp, Hans Koller, Attila Zoller praktiziert. Auf Initiative von Horst Lippmann gründete der Hessische Rundfunk 1958 ein eigenes Jazz Ensemble, das noch heute existiert und beim jährlichen Jazzfestival präsent ist.

Den musikalische Rahmen des Abends gestaltete das „Sebastian Stolz Jazz Trio Collective“ mit bravouröser Livemusik. Ihre Interpretationen von „Take the A-train“, „body and soul“, „night in tunesia“ und „nardis“ und ihr Ensemblespiel waren hochwertig – kein Wunder bei dieser Besetzung: Vitali Baron am Piano, Armin Heislitz Schlagzeug und der Bandleader am Kontrabass Sebastian Stolz.

Die Veranstaltungsreihe wird am 17. Januar 2017 mit zwei Vorträgen zu den beiden Hanauer Hola-Jazz-Bands „Lazy Daddies“ und „Lazy Ladykillers“ im Philipp-Ludwig-Forum der Hohen Landesschule fortgesetzt.  

(Werner Bayer)

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