Wann wohl das Leid ein Ende hat

Ulrike Migdal rezitierte aus dem Werk und Leben Ilse Webers

Klein aber fein war die Schar der Besucher, die sich im Landgraf Friedrich Alexander von Hessen Saal des Congress – Park – Hanau eingefunden hatte, um die Geschichte der in Auschwitz ermordeten Kinderbuch- und Hörspielautorin, Dichterin und Lyrikübersetzerin Ilse Weber und ihre Gedichte und Lieder kennen zu lernen.

Die Interessengemeinschaft Hanauer Altstadt (IGHA), unterstützt vom Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, veranstaltete ein Kleinod zeitgenössischer Geschichte in einer ergreifende Lesung mit der in Bochum lebenden Lyrikerin und Dramatikerin Ulrike Migdal, die für ihr Buch „Wann wohl das Leid ein Ende hat“, 2010 mit dem Journalistenpreis für Politik und Kultur des deutschen Kulturrats ausgezeichnet wurde.

In der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem fiel Ulrike Migdal in den 80er Jahren ein Konvolut von Notenblättern, Theaterstücken, Prosa und Lyrik in die Hände, unter diesen auch das Gedicht „Brief an mein Kind“, das sie keinem Autor zuordnen konnte. Sie veröffentlichte 1986 dieses Gedicht in einer Anthologie mit dem Hinweis, „entstanden zwischen 1942 und 1944 in Theresienstadt – Autor unbekannt“:

Unscheinbar wirkende Zufälle halfen Ulrike Migdal, das literarische Vermächtnis und den Leidensweg von Ilse Weber unvergesslich der Nachwelt zu erhalten. Im Frühjahr 1987 erhielt sie Post von einem unbekannten Absender aus Schweden, der ihr offenbarte, dass der „Brief an mein Kind“ an ihn, Hanus Weber, gerichtet sei und die Autorin seine Mutter Ilse Weber sei.

Ulrike Migdal nahm Einblick in Ilse Webers Briefe, Gedichte und Lieder, die der Ehemann Willi Weber in Theresienstadt in einer Gebäudewand eingemauert hatte und nach seiner Befreiung aus dem KZ  retten konnte. Außerdem gelangte ein in England auf einem Dachboden seiner Pflegeeltern entdeckter Koffer mit Unterlagen und Briefen in den Besitz von Hanus Weber. Aus all diesen schriftlichen Dokumenten formte Ulrike Migdal ein ergreifendes Portrait von Ilse Weber.

Sie und ihr jüngster Sohn Tommy wurden 1944 in Auschwitz vergast. Den ältesten Sohn Hanus konnte sie 1939 nach England in Obhut einer befreundeten Diplomatentochter geben. Er überlebte und war zuletzt Programmdirektor im schwedischen Fernsehen. Willi Weber überlebte mehrere KZs und starb nach dem Krieg in Prag.

Ein Trio mit dem bekannten Geiger Michael Strecker, dem Pianisten Andrei Likhanov und dem Kontrabassisten Werner Bayer spielte Titel aus der Filmmusik „Schindlers List“ und Liv Migdal, Tochter der Autorin, sag am Ende der Hörszene das „Wiegenlied“ von Ilse Weber. Ergriffenes Schwiegen herrschte minutenlang.


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